Belohnungsschema
Bei doppelt belasteten Patienten haben wir im Training eine besonders schwierige Situation, denn die Hunde sind häufig nicht hundertprozentig im Wohlbefinden. Dennoch möchten wir, dass ihnen das Training Spaß macht, weil Spaß und Erfolgserleben massive Motivationstrigger sind, sich weiterhin anzustrengen, mitzudenken und zu kooperieren.
Das gilt generell - also für jede Gehorsamsübung bzw. Trainingsleistung, die wir mit den Hunden aufbauen.
Für die individuellen Problemthemen gilt noch etwas mehr: Hier haben wir eine ungünstige Ausgangslage. Der Hund hat bestimmte Reize bereits negativ verknüpft und er zeigt ggf. auch bereits problematische Verhaltensreaktionen (die teils aufgrund der Dauer des Problems auch enorm gut "einstudiert" sind). Bildlich gesprochen startet das Training hier also nicht auf einer Basislinie, sondern im Minus. Um zu einem positiven Ergebnis zu kommen (= gutes Verhalten und ausgeglichene oder leicht positiv eingefärbte Stimmung) müssen wir im Training folgende Punkte beachten:
- Die eingesetzten Verstärker müssen geeignet sein. Nehmen wir Futter als Beispiel: Es muss bestens verträglich sein und es sollte der jeweiligen Leistung entsprechend ausreichend attraktiv sein. Bei anderen Verstärkern ist vor allem jeweils zu beachten, ob und wie stark diese die Erregungslage des Hundes in die Höhe treiben.
- Hunde, denen es nicht gut geht, reagieren häufig sehr sensibel. Man kann sagen, sie halten psychisch weniger aus als gesunde Hunde. Dies sollte beim Einsatz von Belohnungen berücksichtigt werden, und zwar nicht nur mit der üblichen Kleinschrittigkeit im Trainingsaufbau, sondern auch dergestalt, dass dem Hund durch ein stets ausreichend langes 1:1-Belohnungsschema (Stärkung des Sicherheitsgefühls) vermittelt wird, dass er absolut auf dem richtigen Weg ist.

- Wahl der Trainingsmethode. Ich denke, es erklärt sich von selbst, dass doppelt belastete Hunde nur dann eine Chance auf Heilung haben, wenn man sie auf ganzer Linie unterstützt. Im Training heißt das, dass wir auf den Einsatz von positiven Belohnungen festgenagelt sind. In ganz seltenen Fällen und stets dergestalt, dass der Hund schnell aus eigener Kraft die richtige Lösung finden kann (für die er dann wiederum positiv belohnt wird) kann in Verbotsbildern auch einmal eine negative Strafe angewandt werden. Bei der Trainingsgestaltung ist darauf zu achten, nicht den ggf. raffiniertesten, abstraktesten oder auffälligsten Weg zu gehen, sondern schlicht und ergreifend den einfachsten. In den meisten Fällen bedeutet das, dass man den Hund anleitet, das Richtige zu tun und seine "Leistung" dann umgehend belohnt. Auch hier gilt jedoch - sofern man es ggf. anfangs getan hat: Man möchte schnell weg von einem etwaigen Locken hin zu echten Belohnungen.
Eine Übersicht, welches Belohnungsschema welche Folgen hat, habe ich dir in einer Übersicht zusammengestellt. Das ist vor allem auf lange Sicht ein wichtiger Aspekt, denn wir wünschen uns ja auch Zuverlässigkeit/Löschungsresistenz. Du findest die Übersicht bei den Tools. Wenn du für die Tools bereits angemeldet bist (kostenlos), kannst du sie in deinem persönlichen Account im Forum-Hundefachwissen direkt aufrufen und ansehen oder downloaden.
Merke: Zu Beginn fahren doppelt belastete Hunde stets am besten mit einem 1:1-Belohnungsschema und einem besonders kleinschrittig umgesetzten Trainingsplan.