Darmwissen
Da du diese Seite angeklickt hast, gehörst du offensichtlich auch zu den "Darm-Fans". Das ist toll. Ich habe für dich hier ein paar Daten zusammengetragen, durch die die Wichtigkeit des Darms im Stoffwechselgeschehen noch deutlicher wird.
Der Darm in Zahlen
Darmlänge
Die Darmlänge eines Hundes hängt von dessen Größe ab. Als grobe Faustregel gilt, dass der Darm ca. viermal so lang ist wie der Hund. Die Messung bezieht sich auf die Gesamtlänge eines Hundes, d. h. die Messung vom Nasenspiegel bis zum Rutenansatz.
Größe der Oberfläche der Darmschleimhaut
Der Darm ist kein "Rohr oder Hohlzylinder" mit einer glatten inneren Oberfläche. Er weist vielmehr eine Vielzahl von Falten und weiteren Ausstülpungen (Darmzotten) auf, die ihrerseits noch einmal in kleinere Ausstülpungen (sogenannten Mikrovilli) unterteilt sind.
Dies dient der Oberflächenvergrößerung. Im Vergleich zu einem von innen glatten Rohr, ist die Darmoberfläche durch die Zotten und Villi ca. auf das 600-fache vergrößert. Die Gesamtoberfläche des Darminneren beträgt ausgebreitet somit je nach Hundegröße zwischen 150 und über 500 Quadratmeter.
Kontakt zur Außenwelt
Da der Darm auf der einen Seite über den Magen, die Speiseröhre und das Maul und auf der anderen Seite über den Anus jeweils nach außen offen ist, ist der Darm das Organ des Körpers mit der größten Kontaktfläche zur Umwelt. Er verweist damit die Lunge und die Haut auf Platz zwei und drei.
Verdauungszeiten
Je nach Art und Menge der Futteraufnahme, gelten folgende Richtzeiten für die Verweil- und Verarbeitungsdauer in den jeweiligen Abschnitten des Verdauungsapparats:
Magen: ca. 2-8 Stunden
Dünndarm: ca. 1-2 Stunden
Dickdarm: ca. 18-24 Stunden
Kotabsatz
Ein gesunder Hund setzt einmal (ggf. zweimal) täglich geformten und festen Kot von mittelbrauner Farbe und mäßigem Kotgeruch ab, der frei von sichtbaren Fremdkörpern aller Art (inkl. unverdauter Nahrungsbestandteile) sowie Auflagerungen wie Blut, Schleim oder Fett ist.
Eine Kotabsatzhäufigkeit von mehr als fünf Mal am Tag gilt als unstrittiges Krankheitsanzeichen.
Regenerationsrate von Darmzellen
Die Darmschleimhaut weist eine sehr hohe Regenerationsrate auf. Im Durchschnitt werden die Zellen der Darmschleimhaut alle 2-7 Tage erneuert. Junge und gesunde Hunde weisen die höchste Erneuerungsrate auf.
Die hohe Regenerationsrate ist in den meisten Fällen auch im Krankheitsfall ein Vorteil, jedoch gilt zu bedenken, dass ein geschädigter Darm durch die Zellerneuerung nur eine Chance zur Heilung hat, wenn die schädigenden Einflüsse gestoppt werden.

Das Mikrobiom des Darms
Im Darm sind die meisten Mikroorganismen angesiedelt, mit denen der Hund im Austausch steht und von denen zudem auch ganz maßgeblich sein Wohlergehen abhängt. Es handelt sich um einen Mikroorganismen-Mix, bestehend aus Prokaryoten (zu denen Bakterien und Archaeen zählen), Viren, Phagen und Eukaryoten (Pilze und Amöben). Bakterien sind in der mikrobiellen Gemeinschaft am stärksten vertreten. Die Gesamtmenge der Mikroorganismen des Gastrointestinaltrakts wird auf 1012 bis 1014 geschätzt. Die Anzahl und die Vielfalt der Bakterien nehmen entlang des Darmtrakts zu. Ca. 1/4 der Mikrobiota siedelt im Dünndarm und die restlichen 3/4 im Dickdarm.
Das Darmmikrobiom eines Individuums hat eine so individuelle Zusammensetzung, wie ein Fingerabdruck. Kein Mikrobiom gleicht einem anderen in allen Details.
Das Mikrobiom eines gesunden Hundes besteht aus mehr als 1000 Bakterienspezies. In einer Studie mit 12 gesunden Hunden sind nur 25 Bakterien bei allen Probanden vorhanden gewesen. Bei 36 Bakterienarten gab es eine Übereinstimmung bei immerhin neun von 12 Hunden.
Für den Menschen gilt: Die Anzahl an Einzelorganismen, aus denen das Mikrobiom besteht, ist ca. zehnmal höher als die Gesamtzahl an Körperzellen. Die Beim Hund geht man von einer geringfügig geringeren Zahl aus. Die etwas weniger ausgeprägte Diversität des Mikrobioms schlägt sich auch in den Bedürfnissen hinsichtlich der Fütterung nieder. Der Hundeverdauungsapparat ist weniger gut an eine besonders abwechslungsreiche Ernährung angepasst als der des Menschen.
Das Mikrobiom hat ca. 100-150 x so viele Gene wie der Wirtsorganismus. Das Gesamtgewicht des Mikrobioms macht beim Hund ca. 2% des Körpergewichts aus. Es wiegt damit ungefähr so viel wie das Gehirn.
Größenrelationen - Schutz durch die Schleimhautbarriere
Die Darmschleimhaut kann beim gesunden Hund nur von kleinsten Partikeln passiert werden.
Ein Glucose-Molekül (Glucose = Einfachzucker, „Blutzucker”) hat eine Größe von 180 Da. Die Größe einer Aminosäure liegt zwischen 100 und 200 Da. Das ist die vorgesehene Größe für die reguläre Passage der Darmbarriere.
In Relation dazu: Ein Antigen ist ca. fünfzigmal so groß (ca. 8-10 kDa), ein durchschnittliches Protein noch achtmal größer (ca. 60-80 kDa), ein Virus ca. 500-mal größer als ein Protein (ca. 40 MDa) und ein Bakterium im Durchschnitt wiederum 30.000-mal größer (ca. 1012 Da).