Nähe und Berührungen

Hunde reagieren ganz unterschiedlich auf Annäherungen, Nähesituationen und Berührungen.

Es spielt hierbei eine große Rolle, wie gut sie mit Menschen grundsätzlich sozialisiert sind und wer sich ihnen in einer konkreten Situation genau annähert, ihnen nah ist oder sie berührt. 


Hunde tolerieren Nähe und ggf. auch Berührungen von Menschen, die sie kennen und zu denen sie Vertrauen haben, besser. Aber auch da kommt es auf den Kontext einer Situation an.


Folgende Punkte machen große Unterschiede:

Vorerfahrung im Umgang mit diesem Menschen 

Körperhaltung und Ausstrahlung der Person

Art und Geschwindigkeit der Annäherung

Art und Weise der Berührung


Alle diese Punkte haben etwas mit dem Verhalten des Menschen zu tun. Natürlich spielt in gewisser Weise auch die Absicht des Menschen eine Rolle, aber ein Hund kann Nähe auch als Belastung empfinden, wenn der Mensch es grundsätzlich gut mit ihm meint. 


Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass das Empfinden

des Hundes der Hauptfaktor ist. Fühlt er sich gut oder erlebt er eine negative Emotion? Dies kann variieren. Zum einen durch die bereits benannten Faktoren, aber auch je nach körperlicher Verfassung. 


Wir können festhalten, dass neben dem Verhalten des Menschen auch die Sozialisation, vorherige Lernerfahrungen und die momentane körperliche Verfassung des Hundes Stellgrößen sind, die bestimmen, ob Nähe und Berührungen als angenehm oder als stark negativer Stressor wahrgenommen werden. 


Hunde verraten und das jeweils über ihr Ausdrucksverhalten. Es ist daher wichtig, genau hinzuschauen, um zu erfahren, was sie uns "sagen". 


Vor allem Angst oder aggressive Reaktionen bereiten im Umgang mit doppelt belasteten oder generell verhaltensauffälligen Hunden regelmäßig Last. 


Sowohl für den Hund als auch für den Menschen zahlt es sich aus, wenn man sich dem Thema Individualdistanz auch unter Trainingsaspekten nähert.  


Das Trainingsziel ist eine positive Verknüpfung zu erreichen. Dies gelingt am besten, wenn man die klassische Gegenkonditionierung als Trainingstechnik wählt. Diesem Thema habe ich ein ganzes Webinar gewidmet, indem ich auf alle Details eingehe, die man berücksichtigen muss, um wirklich nachhaltige Erfolge zu erzielen. Hier findest du dazu weitere Infos.

Ein wesentlicher Kernpunkt bei der Gegenkonditionierung ist zuverlässig positive Verknüpfungen zu erzielen. Dies gelingt am besten, wenn folgendes berücksichtigt wird:

- Besonders hoher Wert des Kopplungsfutters 

- Kleinschrittiger Trainingsplan 

- Hohe Wiederholungsrate pro Trainingsdurchgang


Hier sind vier Trainingsbeschreibungen, in denen dargestellt ist, wie ein Berührungstraining aussehen kann. 


Schnauze - Kinn und Unterkiefer

Schnauze - Oberkiefer und Lefzen

Schnauze - Maul und Zahnfleisch

Schädel


Die Trainingsbeschreibungen beziehen sich jeweils nur auf konkrete Körperregionen des Hundes. Dem gleichen Muster folgend kann man den ganzen Hundekörper durcharbeiten. Es empfiehlt sich, stets in einer Körperregion zu starten, an der der Hund die Berührungen am besten toleriert, um ihm das Schema der Übung vertraut zu machen. Es fällt ihm dann in den folgenden Übungen wesentlich leichter Berührungen auch an für ihn kritischeren Körperregionen lieben zu lernen – vorausgesetzt man weicht nicht von den oben angesprochenen Übungsregeln ab! 


Dieser Hund zeigt in dieser Interaktion Meide- und Beschwichtigungsverhalten. Diese Art des Tätschelns empfindet der Hund als Eindringen in seine Individualdistanz. Er kann diese Berührung nicht genießen. Er wäre ein Kandidat, bei dem sich die Umsetzung eines Berührungstrainings lohnen würde.